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Neue Deckhengste - Torquator Tasso

In der neuen Heimat: Torquator Tasso im Gestüt Auenquelle. www.galoppfoto.de - Sabine Brose

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 750 vom Freitag, 06.01.2023

Bei den unvermeidlichen Umfragen zum Jahreswechsel, die von allerlei internationalen rennsportlichen Medien getätigt werden, geht es gelegentlich auch darum, was denn nun das beste oder wichtigste Rennen des Jahres, ja überhaupt sei. Handelt es sich bei dem Befragten um einen Europäer, so votiert die überwiegende Mehrheit für den Prix de l’Arc de Triomphe in Longchamp. Seit 1920 wird das Rennen gelaufen, doch noch nie hat ein Sieger - oder natürlich eine Siegerin - den Weg in ein deutsches Gestüt gefunden. Aber jetzt. Torquator Tasso wird seine neue Karriere im Gestüt Auenquelle im Februar aufnehmen und man tritt anderen Neulingen sicher nicht zu nahe, wenn man sagt, dass es sich um den interessantesten Nachwuchshengst der letzten Jahre in Deutschland handelt. Der auch international beachtet wird, denn es gibt bereits reichlich Buchungen von prominenten Züchtern aus Großbritannien und Frankreich. Was es mit Sicherheit bei einem Newcomer in Deutschland noch nicht gegeben hat. Es ist beim Stand der Dinge davon auszugehen, dass er die einhundert Stuten, die ihm im ersten Gestütsjahr als Obergrenze gesetzt werden, bekommen wird. 

Der “Arc” hat viele herausragende Deckhengste hervorgebracht, Tantième (Deux pour Cent), Ribot (Tenerani) und Saint Crespin (Aureole) sind zu nennen, später dann Exbury (Le Haar), Vaguely Noble (Vienna), Mill Reef (Never Bend) und Rainbow Quest (Blushing Groom), aus jüngerer Zeit Montjeu (Sadler’s Wells), Dalakhani (Darshaan) und vor allem Sea The Stars (Cape Cross). Natürlich gab es auch Sieger dieses Rennens, die als Vererber eher unterdurchschnittliche Leistungen gezeigt haben, einige wechselten sogar in die Zucht von Hindernispferden. Der internationale Trend, mehr auf Schnelligkeit zu setzen, Meilen- und Mitteldistanzler, zu präferieren, hat das sicher noch befördert. So steht etwa der “Arc”-Sieger Workforce (King’s Best) doch ziemlich vergessen im irischen Knockhouse Stud. 

Weit mehr wird natürlich von Waldgeist (Galileo) und Sottsass (Siyouni) erwartet, Longchamp-Sieger, die in Irland stehen, sie haben kopfstarke und qualitätvolle Bücher gedeckt. Bald wird man mehr wissen, bei Torquator Tasso wird es noch etwas dauern. Seine Startchancen sind sicher exzellent. Rennlaufbahn und Abstammung sollen hier nur kurz skizziert werden, sie sind wohl bekannt, zudem wird das Pedigree weiter unten noch einmal ausführlich präsentiert. Um es nicht noch umfangreicher zu machen, wird es nach Black Sam Bellamy beendet, doch ist es sicher aussagekräftig genug.   

Gelaufen ist der Sohn des Championvererbers Adlerflug (In The Wings) 16mal, er hat sechs Rennen gewonnen und war siebenmal platziert. Nicht unter den ersten drei Pferden war er also dreimal, stets bei dem jeweils ersten Start der Saison. In den zehn Gruppe I-Rennen, die er bestritten hat, wurde er viermal Erster, viermal Zweiter und zweimal Dritter, fünf verschiedene Jockeys hatten das Vergnügen, ihn zu reiten, Rene Piechulek ragte natürlich heraus. 

Seine Mutter Tijuana (Toylsome), auch das ist schon des Öfteren herausgestellt worden, lief dreijährig dreimal in Schlenderhaner Farben, ein dritter Platz in München war die beste Vorstellung. Sie wurde dann an Paul Vandeberg abgegeben, der sie selbst trainierte, beim einzigen öffentlichen Auftritt sprang 2015 nur ein letzter Platz in Köln heraus, nur wenige Tage später wurde sie erstmals von Adlerflug gedeckt, der Nachkomme verunglückte jedoch früh. Nach Torquator Tasso kamen die Siegerin und Gr. II-Fünfte Tellez (Guiliani), die in die Schlenderhaner Herde eingerückt ist, und der Gruppe I-Sieger Tünnes (Guiliani). Es folgten Tiara Hilleshage (Adlerflug) und Tiamo Hilleshage (Adlerflug), beide stehen bei Marcel Weiß, eine Jährlingsstute heißt Tyliani Hilleshage (Guiliani). In diesem Jahr wird ein Fohlen von Alson erwartet. Über die Bedeckung 2023 hat Paul Vandeberg noch nicht final entschieden. 

Tijuanas Schwester Tusked Wings (Adlerflug), erfolgreich im Diana-Trial (Gr. II), steht in Schlenderhan. Ihr Erstling Task (Mastercraftsman) hat vergangenes Jahr über 1800 Meter in Compiègne gewonnen, dann kamen Tasmania (Australia), die bei Francis-Henri Graffard steht, Talasar (Masar) und eine Jährlingsstute von Sea the Stars. In Deutschland in der Zucht des Phoenix Stable ist aus der engeren Familie noch die listenplatziert gelaufene The Dancing Fairy (Wiener Walzer), deren drei Jahre alter Sohn The Raven Parque (Adlerflug), mit einer Derbynennung versehen, für Philip von Ullmann bei Markus Klug steht, ein Jährlingshengst hat Ito als Vater. 

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Es bleibt noch anzumerken, dass der Name auf Grund des versehentlich reingerutschen “r” natürlich einmalig ist und bleiben wird, ist er doch ab sofort als “Arc”-Sieger geschützt. Torquato Tassos hat es weltweit aber schon des Öfteren gegeben, so Anfang des zwanzigsten Jahrhundert einen Prix Royal Oak-Sieger in Frankreich, der auch ein großes Jagdrennen in Auteuil gewann und als Deckhengst im Nationalgestüt aufgestellt wurde. Und in den 90er Jahren besaß Christoph Berglar einen aus den USA importierten Torquato Tasso, der von Harro Remmert zu Ausgleich II-Siegen geführt wurde und später noch für Werner Glanz erfolgreich war.

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